Mittwoch, 8. August 2012

Borstei

















Die Borstei ist eine denkmalgeschützte Wohnsiedlung im Münchner Stadtteil Moosach, die zwischen 1924 und 1929 von dem Architekten und Bauunternehmer Bernhard Borst erbaut wurde.
Geschichte:
Als neuen Standort seines Bauunternehmens erwarb Bernhard Borst 1923 ein ca. 90.000 m² großes Grundstück an der Dachauer Straße. Neben Werkstätten sollten dort auch Wohnhäuser entstehen, Borst schrieb dafür einen Architekturwettbewerb aus. Unter den 60 Einreichungen, die im Münchner Glaspalast ausgestellt waren, wurden zwar zwei 2. Preise vergeben, jedoch kein Sieger gekürt. Borst erstellte nun selbst einen Entwurf, und so entstanden in den Folgejahren mehrere in Höfen angeordnete, durch Gewölbe und Durchfahrten verbundene Wohnhäuser. 1927 zog Borst den Architekten Oswald Bieber hinzu.

Im Jahre 1928 erhielt die Borstei das erste zentrale Heizkraftwerk Deutschlands, das auch heute noch in Betrieb ist. Die Zwei-, Drei- und Vier-Zimmerwohnungen boten einen für die damalige Zeit unüblichen Komfort: Zentralheizung, fließend heißes Wasser aus dem angegliederten Heizwerk, Gasherde, Parkett, Bad, Waschbecken und Bidet, beheizte Garagen und Kinderspielplätze in den Höfen. Die Wäsche konnten die Mieter in der Großwäscherei der Borstei abgeben, die sie innerhalb von 24 Stunden schrankfertig zurücklieferte. Für Arbeiten im Haus stehen den Mietern stundenweise - auch heute noch - Schreiner, Installateure, Gärtner, Maler und andere Handwerker zur Verfügung.
Die mittlerweile fast fertiggestellte Siedlung besaß jedoch immer noch keinen Namen. Im Dezember 1928 wurde deshalb ein Preisausschreiben ausgerufen. Aus den über 2600 Einsendungen wie „Paradies, Schlaraffenhof, Borsts Wohnautomat, Borstelysium...“ wurde der mehrfach genannte Begriff Borstei ausgewählt.
Im Jahre 1929 war der Bau der Borstei abgeschlossen: 77 Häuser mit 772 Wohnungen und Läden verteilten sich nun auf 19.062 m². Den Rest der 70.200 m² Fläche nehmen die Höfe und Gärten ein.
Mit dem Bau der Borstei verwirklichte der Unternehmer Borst eines seiner Ideale: „So suchte ich die Wohnfrage zu lösen: Das Schöne des Einfamilienhauses mit dem Praktischen einer Etagenwohnung zu verbinden. Dabei wollte ich alles auf die Entlastung der Hausfrau und auf die Gesundheit der Menschen abstimmen.“
Borst, der nach dem Zweiten Weltkrieg selbst in der Borstei lebte, organisierte für die Bewohner Gartenkonzerte und für die Kinder der Siedlung Faschingsfeiern und Sommerfeste.
In den Gärten und Höfen der Borstei sind mehr als 60 Skulpturen aufgestellt, die individuell gestalteten Häuser sind mit Fresken verziert.
Die Borstei entwickelte sich in den 1930er Jahren schnell zu einem Wohngebiet des höheren Bürgertums.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen